Unser wertvolles Saatgut
Ein kleiner Samen – ein langer Weg
Ein Bewohner im Nahen Osten vor 10.000 Jahren wäre vermutlich beim Anblick unserer Samenvielfalt ehrfürchtig zu Boden gesunken. Damals gab es nur Wildgräser mit winzigen Samen, schwer zu ernten, schwierig aufzubewahren und mit insgesamt niedrigem Nährwert. Die Pflanzen und Samen wie wir sie heute kennen, entstanden über Jahrtausende hinweg. Damit sollte auch klar sein, welchen Schatz wir in Händen halten.
Jede Pflanze bildet für ihre Art in Größe, Form und Farbe typische Samen aus. Kein Samen ist je ‚fertig‘, denn sie verändern sich ständig. Seit der Industrialisierung der Landwirtschaft sind viele Sorten verschwunden. Moderne Sorten zeichnen sich durch Eigenschaften wie Haltbarkeit und maschinelle Erntemöglichkeit aus. Geschmack und Sortenvielfalt bleiben dabei auf der Strecke. Bauern und Gärtner haben früher für Vielfalt gesorgt und tun es auch heute wieder. Gemüse selbst vermehren, Samen ‚ernten‘ und weitergeben sichert die Vielfalt der Pflanzen und damit auch das Funktionieren einer intakten Umwelt.
Zur Saatguterhaltung, zum Weitergeben und Tauschen eignen sich nur SAMENFESTE Sorten!
Schau genau: Worauf es beim Samenkauf ankommt
Same ist nicht gleich Same, obwohl von außen nicht zu erkennen, bergen sie unterschiedliche Geheimnisse. Weibliches und männliches Erbgut wird vermischt und das Ergebnis ist eine Pflanze, die der Elternpflanze ähnelt, aber nicht identisch ist. Das wichtigste ist aber die ‚Herkunft‘ der Elternpflanze. Im Handel gibt es samenfeste Sorten und Hybridsorten. Hybridsorten (F1) könnte man auch als ‚Einmalsorte‘ bezeichnen, sie trägt einmal so wie angepriesen und dann nicht mehr oder nur mehr sehr stark verändert d.h. sie eignet sich NICHT für den naturnahen Garten und die Entnahme von Samen..
Samenfeste Sorten erkennen
Da samenfeste (nachbaufähige) Sorten äußerlich nicht erkennbar sind, müssen wir uns auf den Verkäufer / Schenkenden verlassen.
- Auf der Packung sollte samenfest stehen.
- F1 ist immer Hybridsaatgut, also für die Samenentnahme unbrauchbar.
- Biosaatgut ist (fast) immer samenfest.
- Lokale Sorten und alte Sorten sind meistens samenfest.
Samen-Entnahme
Wie auf den Bildern schon zu sehen, kann das recht unterschiedlich aussehen. Bei zierlichen Pflanzen wie Petersilie und Kümmel lasse ich die Samenhülsen so lange stehen, bis sie trocken sind, kurz bevor sich die Hülsen sowieso öffnen würden. Einfach in ein Papiersackerl geben und so lange schütteln, bis die Samen herauskullern. Große Samen wie zB Bohnen kann man mit der Hand aus der trockenen Hülse lösen. Kürbis und Gurke sollten ausreifen und dann werden wie auch beim Kochen die Samen herausgeschabt. Die Früchte können dann noch immer verkocht werden. Bei Tomate und Paprika lässt sich das Angenehme mit dem Nützlichen verbinden. Einfach beim Jausnen die Samen auf die Seite legen. Tomatensamen lege ich auf Küchenrolle und habe so im Frühling gleich den passenden Abstand für die Anzucht.
Saatguttausch in der Mohoga Werkstatt
Ein Platz für einen kostenfreien Saatguttausch bzw. eine kleine Grazer Saatgutbank darf natürlich bei uns nicht fehlen.
Richtlinien:
- Ausschließlich Samenfeste Sorten
- Möglichst regionale Sorten
- Saatgut aus pestizidfreier nachhaltiger Erzeugung
- Behälter aus Papier, Glas o.ä. (kein Kunststoff)
- Ordentliche Beschriftung (Name, Jahr, Herkunft)
Mein Kräuterbuch: Deine fabelhaften Kräuter
Dieses Thema und viele anderen spannenden Ideen und Tipps findest du in meinem aktuellen Buch:
Wie du mit deinem Kräuterbeet ein Kunststück vollbringst
ISBN 978-3-7066-2688-0 / ca. 120 Seiten, gebunden
Löwenzahnverlag, Erscheinungstermin: 15.03.2021
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